Vielleicht kennst du diesen Moment: Du hast etwas Neues gewagt, bist mutig einen Schritt gegangen und plötzlich zeigt sich, dass dir ein Fehler unterlaufen ist. Zack, dein Körper reagiert sofort. Ein stechendes Gefühl in der Magengegend, deine Schultern ziehen sich zusammen, Hitze steigt auf, vielleicht sogar ein flüchtiger Schwindel oder Übelkeit. Scham breitet sich wie eine Welle aus. Und dann kommt sie, die innere Stimme, hart, schneidend, gnadenlos: „Wie konntest du nur?“ „Das hättest du wissen müssen!“
Solche Stimmen trägst du nicht allein in dir. Manchmal sind sie leise, manchmal laut, aber sie sind schnell zur Stelle, wenn du vermeintlich versagt hast. Und oft ist es nicht nur deine eigene Stimme. Es sind alte Prägungen, die mitschwingen. Worte, die du vielleicht als Kind gehört hast. Blicke, die dich in der Schule beschämt haben. Situationen, in denen Fehler nicht einfach Fehler waren, sondern mit Sanktion, Ablehnung oder Liebesentzug verbunden waren. Kein Wunder also, dass du Fehler am liebsten vermeiden möchtest. Dass allein die Vorstellung, etwas falsch zu machen, schon ausreicht, um innerlich zu erstarren. Und doch:
Wie willst du wachsen, wenn du dich nicht bewegen darfst?
Wie willst du lernen, wenn du keine Risiken eingehst?
Genau hier liegt der Schlüssel. Denn Fehler sind keine Beweise deines Unvermögens. Sie sind Hinweise. Sie zeigen, dass du dich auf neues Terrain gewagt hast. Dass du den Mut hattest, etwas auszuprobieren. Und ja, manchmal auch zu scheitern. Aber gerade dieses Scheitern kann ein unglaublicher Motor für deine Entwicklung sein, wenn du lernst, anders damit umzugehen.
In diesem Sinne geht es heute darum, einen neuen inneren Umgang mit Fehlern zu entwickeln. Einen, der dich stärkt statt beschämt. Der dich liebevoll begleitet statt entmutigt. Und der dir erlaubt, deine Geschichte umzuschreiben, ganz sanft, Schritt für Schritt.
Übung: Vom inneren Kritiker zum inneren MENTORING
KONFONTATION
Erinnere dich an eine konkrete Situation, in der du einen Fehler gemacht hast. Nimm dir einen Moment Zeit und spüre hinein. Was ist passiert, wie hast du dich gefühlt, was hat es in dir ausgelöst?
JOURNALING
Schreibe dann alle Gedanken auf, die in dieser Situation in dir auftauchten. Die Stimme, die dich kritisiert hat. Vielleicht waren es Sätze wie: „Wie konntest du nur“ oder „Das war doch klar, dass du das nicht hinkriegst“. Schreib alles ehrlich und ungefiltert auf.
DISTANZIERUNG
Schau nun mit etwas Abstand auf diese Sätze. Frag dich: Woher kennst du diese Stimme? Gibt es jemanden aus deiner Vergangenheit, der so mit dir gesprochen hat? Oder Situationen, die ähnliche Gefühle in dir ausgelöst haben?
MENTORING
Nun formuliere jeden dieser Sätze um. Diesmal aus der Sicht einer Mentor:in. Einer inneren Stimme, die liebevoll, klar und unterstützend mit dir spricht. Zum Beispiel: „Es ist vollkommen okay, dass du das nicht wissen konntest“ oder „Du hast etwas gewagt, das zählt“.
INTEGRATION
Schließe zum Abschluss die Augen und spüre in diese neue Stimme hinein. Wie fühlt sie sich an? Wie klingt sie? Vielleicht möchtest du ihr einen Namen geben oder dir vorstellen, dass sie dich in schwierigen Momenten begleitet. Lass dieses neue Gefühl sich in deinem Körper ausbreiten.
Von Herzen Christine
Foto: Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT, OpenAI, 2025)